Im Protokollbericht des letzten Kriegsjahres wiederspiegelt sich die Katastrophe, die durch Angriffe am 8. und 9. April über die Stadt hereinbricht. Diese Tage werden der Neuenstadter Wehr stets in Erinnerung bleiben. Die Stadt erlebt den Krieg in seiner brutalsten Form. Beim ersten Angriff am Sonntag beherrscht die Wehr trotz großen Ben¬zinmangels die Lage. Sie dämmt mit Hilfe der beiden zur Verfügung stehendem Motorspritzen den Brand ein. Nach dem Fliegerangriff am Montagnachmittag ist jedoch die Lage aussichtslos, da der Einsatz wegen Benzinmangels und Ausfalls der einen Motorspritze und durch Vernichtung vieler Schläuche nicht mehr möglich ist.

Nach den Angriffen 1945, Blick aus der Mangasse; Blick auf die Hauptstraße.

Nach den Angriffen 1945, Blick aus der Mangasse; Blick auf die Hauptstraße.

Der Kommandant brandmarkt jene Mitbürger, die noch Benzin haben und dennoch tatenlos zusehen, wie ihr Heimatstädtchen an allen Ecken und Enden brennt. Er rühmt die Haltung und vorbildliche Leistung der wenigen noch vorhandenen Feuerwehrmänner und dankt der Firma Maier für das überlassen ihrer Motorspritze. Nach dem verhängnisvollen Brand und nach der Besetzung wird auch noch die letzte vorhandene Motorspritze von farbigen Besatzungstruppen gestohlen. Es bleibt nur die alte Handspritze erhalten. Schläuche sind keine mehr vorhanden. Während der Brandkatastrophe wird die Feuerwehr in vorbildlicher Weise und unermüdlichem Einsatz von Wilhelm Jäckle geführt. Ihm verdankt die Wehr auch den Erhalt ihrer Unterlagen, ohne die dieser Bericht nicht hätte geschrieben werden können. Ehre seinem Andenken! Paul Retter steht nach wie vor im Feld. Nach Kriegsende, am 4. November 1945 liefert die Firma Bachert der Wehr eine Motor¬spritze aus Kriegsbeständen, die ihren Dienst brav und treu bis 1962 erfüllt. Am 14. November 1945 finden Neuwahlen statt, da mehrere Kameraden die Altersgrenze überschritten hatten. Zum Kommandanten wird Otto Neumeister gewählt, er lehnt jedoch die Wahl aus Zeit¬mangel ab. Er war in dieser schweren Zeit Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister. Daher wird am 24. November der früheren Kommandant Wilhelm Rascher wiedergewählt. Er nimmt die Wahl an.