09.04.2016 Mehr Frauen in die Männerdomäne, Taylor Köble und Laura Würth, zwei Frauen aus der Abteilung Stein/Kochertürn waren dabei!

Mehr Frauen in die Männerdomäne
12. April 2016von Friedhelm Römer, HSt

Wie bringt man Frauen in die Feuerwehr? Das ist eine der zentralen Fragen, die sich die Verantwortlichen seit einigen Jahren stellen. „Man darf keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machen. Das ist das Wichtigste“, sagt Lena Wieland. Die 26-Jährige ist stellvertretende Jugendwartin der Heilbronner Feuerwehr und empfiehlt, dass man den Frauen etwas zutrauen und Verantwortung geben sollte.

Werbung in eigener Sache betrieben die Floriansjünger am Samstag mit einem Workshop an der Hasenmühle in Weinsberg. 30 Feuerwehrfrauen aus dem gesamten Kreisverband waren erstmals aufgerufen, Grundlagen der patientengerechten Unfallrettung in Theorie und Praxis zu lernen. Angeleitet von drei Ausbildern der Firma Weber Rescue aus Güglingen, die Rettungswerkzeuge wie zum Beispiel Spreizer herstellt.

Die Feuerwehr ist nach wie vor eine Männerdomäne. Lediglich knapp sechs Prozent beträgt der Anteil der Frauen im Kreisfeuerwehrverband Heilbronn. Allerdings hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. „Als ich vor sieben Jahren anfing, waren wir 130 Frauen. Heute haben wir 235. Darauf bin ich stolz“, erzählt Frauensprecherin Stephanie Göttert aus Untergruppenbach. Und der Heilbronner Kreisverband sei in Baden-Württemberg mit seinen 4500 Mitglieder bei den Aktiven einer der mitgliederstärkste Verbände.

Eingebunden Eberhard Jochim, Kommandant der Heilbronner Feuerwehr, weiß um die Herausforderungen, den weiblichen Nachwuchs zu erhöhen: „Die Frauen, die die Feuerwehr braucht, haben wenig Zeit. Sie sind im Beruf oder in der Kindererziehung eingebunden.“ Wovon er nur wenig hält, sind Quotenfrauen: „Das bringt uns überhaupt nichts.“ Seiner Meinung nach führt der Weg deshalb vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda. Und zwar im Jugendbereich. „Unser Weg geht nur über die Jugendfeuerwehr.“ Mädchen sollen einen Ansprechpartner haben. „Wir müssen uns deshalb weibliche Ausbilder heranziehen“, so Eberhard Jochim.

Wertvoll Junge Frauen wie Lena Wieland sind für die Feuerwehr von großem Wert. Was für sie das Beste an der Feuerwehr ist? „Die Kameradschaft. Wir ziehen alle an einem Strang.“ Denn die Probleme bei den Einsätzen könne man immer nur gemeinsam lösen. Außerdem pflegten sie Freundschaften. Auch über den Tellerrand hinaus.

Keine Ausreißer Der Frauenanteil in den einzelnen Abteilungen sei ähnlich hoch. Ausreißer gibt es laut Pressesprecher Volker Lang nicht. In Heilbronn sind es fünf Frauen, Weinsberg hat acht, Schwaigern zehn. Im Gegensatz zu den Frauen, deren Anteil kontinuierlich auf niedrigem Niveau steigt, geht er bei den Männern leicht zurück. Von 4157 im Jahr 2014 sank die Zahl im vergangenen Jahr auf 4145.

Laut Eberhard Jochim hat der geringe Frauenanteil nur wenig mit Sachzwängen wie fehlende, nach Männern und Frauen getrennte Umkleidemöglichkeiten in den Feuerwehrmagazinen zu tun. Stephanie Göttert sowie Lena Wieland bestätigen die Einschätzung des Kommandanten. Für sie ist es kein Problem, sich neben den Männern umzuziehen. „Wenn allerdings neue Feuerwehrmagazine gebaut werden, gibt es dann auch Umkleidebereiche für Frauen“, sagt Göttert.

Dass in der Feuerwehr dringend mehr Frauen nötig sind, steht für Lena Wieland außer Frage: „Der Vorteil von Mädels ist: Sie sind meistens kreativer als Jungs.“

Bild: Um das richtige Verhalten bei einem Unfall ging es am Wochenende bei den weiblichen Aktiven der Feuerwehr. Sie wurden in Weinsberg geschult. (Foto: Mario Berger)